jahrgang 1969,  musikstudium in mainz an johannes-gutenberg-universität und peter-cornelius-konservatorium in schlagzeug und klavier, abschluß mit orchesterreifeprüfung und staatlich geprüftem musikpädagogendiplom.

seither zahlreiche auftritte mit diversen orchestern und ensembles, studioaufnahmen und fernsehauftritte. 

festes mitglied diverser flamencoensembles.

 

buchbar für auftritte, workshops und unterricht


Klingende Kiste aus Peru ersetzt ganzes Drum-Set

CAJÓN Ulrike Schäfer entlockt der „kleinen Box“ viele Klangfarben.

Wiesbadener Tagblatt, 17. Mai 2011

Von Anja Baumgart-Pietsch

Darf man überhaupt „Kiste“ dazu sagen? „Klar, das ist keine Beleidigung“, sagt Ulrike Schäfer fröhlich und setzt sich auf ihr Instrument, das in der Tat zunächst einmal wie eine Kiste wirkt. Es ist ein Cajón, und dieses spanische Wort kann auch tatsächlich mit „kleine Box“ oder „Schublade“ übersetzt werden, erklärt die Percussionistin.

Ulrike Schäfer hat es an dieser Kiste zu wahrer Meisterschaft gebracht. Eigentlich ist die Rheinhessin Schlagzeugerin, hat ein Musikstudium absolviert und gibt Schlagzeug- und Klavierunterricht. Daneben ist sie gefragte Gastmusikerin bei verschiedenen Orchestern und Ensembles.

Den Cajón hat sie in der Wiesbadener Flamencoschule „Jaleo“ von Gaby Herzog kennen gelernt. „Das ist mittlerweile 15 Jahre her“, erinnert sich die Musikerin. Sie habe dort eigentlich nur Tanzunterricht nehmen wollen. „Gaby Herzog hatte aber mitbekommen, dass ich Schlagzeugerin bin und brauchte für ihr Musikerensemble jemanden, der Cajón spielt“, sagt Ulrike Schäfer. Sie belegte Workshops und Kurse und fing sofort Feuer.

Mittlerweile gibt sie selbst Cajón-Unterricht und tritt oft mit ihrer „Kiste“ auf. Der Cajón fügt sich in fast alle Musikstile wunderbar ein, erklärt Ulrike Schäfer. Er kann mit seinen unterschiedlichen Klangfarben problemlos ein ganzes Drum-Set ersetzen und ist nicht so laut wie ein Schlagzeug: Ideal für „unplugged“-Musik zum Beispiel.

Das ungewöhnliche Instrument stammt aus Peru. Dort hatte man afrikanischen Sklaven in früheren Jahrhunderten die Trommeln weggenommen, um sie von umstürzlerischen Gedanken abzubringen, auf die sie beim gemeinsamen Trommeln auf ihren traditionellen Instrumenten hätten kommen können. Die Männer funktionierten kurzerhand Frisch- oder Obstkisten zu behelfsmäßigem Schlagwerk um.

Daraus entwickelte sich der heutige Cajón, der nicht mehr nur eine Kiste mit vier Wänden ist, sondern in seinem „Innenleben“ Drähte und andere Metallteile verbirgt. „Die Frontplatte besteht aus Wurzelholz und ist aufgeschraubt, so dass sich ein kleiner Spalt ergibt“, erklärt Ulrike Schäfer. An den Schrauben könne man minimal drehen und so den Klang verändern. An der hinteren Seite ist ein Schall-Loch. Cajón-Spieler modifizieren ihre Instrumente noch nach eigenen Vorstellungen – Ulrike Schäfer hat beispielsweise ein kleines Kissen in den Cajón gestopft, den sie zum Interview mitgebracht hat. Einer von vieren, die sie besitzt.

„Für ungefähr 200 Euro bekommen Sie schon ein gutes Instrument“, sagt die Schlagzeugerin, aber auch günstigere könnten ganz achtbare Klänge hervorbringen. Bei selbst gebauten Cajones fiele ihr oft auf, dass man vergessen hat, die Ecken abzurunden. Das aber ist wichtig, denn man schlägt mit Kraft auf die Kiste und kann sich an spitzen Ecken die Hände verletzen.

Ulrike Schäfers Hände sehen ganz normal aus, keine Schwielen oder sonstige Spuren. Natürlich ist das Spielen des Cajóns anstrengend, weil man auch mit dem ganzen Körper agiere. „Aber die Hände gewöhnen sich daran.“ Man dürfe auch nicht all zuviel Kraft aufwenden. Auf den beiden oberen Ecken klopft man den Rhythmus ganz locker mit abgerundeter Fingerhaltung, den durchdringenden Bass-Ton schlägt man in der Mitte des Instruments mit der flachen Hand an.

Beim Begleiten der Flamenco-Tanzgruppen „muss man hellwach sein“, sagt Ulrike Schäfer. Es gibt Zeichen, die sich die Instrumentalisten, Tänzer und Sänger gegenseitig geben, damit die Koordination stimmt. Ansonsten ist das spiel auf dem Cajón viel improvisierter Rhythmus.

Für den Unterricht hat sich die Schlagzeugerin dennoch ein Notationssystem überlegt, damit ihre Schüler nachvollziehen können, was sie gelernt haben. Unterricht bei ihr in Ingelheim oder bei Jaleo in Wiesbaden nehmen musikbegeisterte Menschen jeden Alters, sagt Schäfer: „Auch in der Rockmusik wird der Cajón immer häufiger eingesetzt.“

Nach Europa brachte den Cajón der Gitarrist Paco de Lucía in den 80er Jahren. Seitdem begegnet man der „Kiste“ immer häufiger auch auf Bühnen, die nichts mit Flamenco zu tun haben. Aber natürlich auch dort – zum Beispiel beim nächsten Tanzabend bei „Jaleo“ in der Blücherstraße 20. Am 28. Mai tritt dort auch Ulrike Schäfer auf – unter ihrem Künstlernamen am Cajón: „La Pepa“.